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Blitzschaden trotz Blitzschutzanlage !?
Ein Resümee zum Kirchturmbrand in Niedersachsen
 
von
Ernst-August Hampe
 
 

Im Dezember 1999 kam es in Niedersachen während eines Gewitters zu einem Blitzeinschlag in den 63 m hohen Turm einer mittelalterlichen Kirche.

Brandfoto - Gößere Ansicht (23 kB) => darauf klicken ! Der Dachstuhl des Kirchturms wurde durch Brand völlig zerstört. Das Feuer entstand etwa 5 m unterhalb der Turmspitze. Der Sachschaden beläuft sich auf über 6 Millionen DM.

Die Kirche besitzt eine Blitzschutzanlage. Es war deshalb zu untersuchen, weshalb es trotzdem zu diesem hohen Verlust kommen konnte.

Die Prüfung hat ergeben, daß wesentliche Forderungen der für Kirchen und Kirchtürme geltenden Norm DIN VDE 0185 Teil 2, Abschnitt 4, nicht beachtet worden waren.
  • Die Blitzschutzableitungen des Turmes waren nicht mit der Blitzschutzanlage der Kirche verbunden.

  • Die Näherungsabstände zwischen den Blitzschutzleitungen und der elektrischen Installation innerhalb des Turmes waren nicht eingehalten worden.

  • Es fehlte der Blitzschutz-Potentialausgleich zwischen der Blitzschutzanlage und den Rohrleitungen innerhalb des Gebäudes (Wasserleitung, Gasheizungsanlage).

  • Blitzstromableiter und Überspannungsschutzgeräte waren nicht vorhanden.
Bedingt durch Baumaßnahmen ist die Blitzschutzanlage im Laufe der Jahre mehrfach überarbeitet und repariert worden.

Erst Mitte 1999 waren die Erdungsanlage und die Fangleitungen auf dem Kirchenschiff erneuert worden. Wie jetzt festgestellt wurde, sind diese Leistungen jedoch nicht entsprechend dem heutigen Stand der Technik ausgeführt worden. Unter anderem wurden anstelle der gemäß DIN V ENV 61024-1 (VDE V 0185 Teil 100) geforderten Ringerdung nur Einzelerder eingebaut. Darüber hinaus enthielt der nach Abschluß der Arbeiten ausgestellte Prüfungsbericht keine Hinweise auf den Gesamtzustand der Blitzschutzanlage, insbesondere nicht auf den fehlenden Blitzschutz-Potentialausgleich und die notwendigen Sicherheitsabstände von Blitzschutzleitungen zu metallenen Installationen.

Auf Grund von vorgefundenen Schmelzspuren an der nach dem Brand geborgenen Turmspitze und an den Trennstücken der Ableitungen 1 und 13 konnte eindeutig rekonstruiert werden, daß der Blitz in die Turmspitze eingeschlagen ist und in der Hauptsache über die beiden Turmableitungen abgeleitet wurde.

Blitzschutzanlage - Gößere Ansicht (38 kB) => darauf klicken !


Es ist anzunehmen, daß in der parallel zu den Ableitungen verlaufenden Elektroleitung der Turminnenbeleuchtung eine sehr hohe Spannung induziert wurde, die an der obersten Näherungsstelle zum Durchschlag eines Blitzteilstromes in das Gebäudeinnere führte. Der dabei aufgetretene Funke verursachte einen Schwelbrand, der sich innerhalb von etwa zwei Stunden infolge der im Turm herrschenden Zugluft zu einem Großfeuer entwickelte.

Kirchtürme sind wegen ihrer Höhe besonders blitzgefährdet und müssen deshalb mit einem sorgfältig ausgeführten Blitzschutzsystem versehen sein.

Ein fehlender Blitzschutz-Potentialausgleich und das Nichtbeachten der Sicherheitsabstände sind fundamentale Fehler, die die Wirksamkeit einer Blitzschutzanlage erheblich beeinträchtigen.

Grundriss - Gößere Ansicht (31 kB) => darauf klicken !


Es ist zu vermuten, daß dieser hohe Sachschaden bei fachgerechter Ausführung des Blitzschutzsystems mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht eingetreten wäre.

Dieser Fall zeigt darüber hinaus, wie wichtig es ist, die Planung, Installation und Prüfung von Blitzschutzanlagen nur von anerkannten Fachleuten durchzuführen zu lassen, die auch die gültigen Regeln der Technik einhalten.

Literatur :
  • DIN VDE 0185 Teil 1: 11.82
    Blitzschutzanlage, Allgemeines für das Errichten
    (VDE-Richtlinie)

  • DIN VDE 0185 Teil 2: 11.82
    Blitzschutzanlage, Errichten besonderer Anlagen
    (VDE-Richtlinie)
    Abschnitt 4.2 Kirchtürme und Kirchen

  • DIN V ENV 61024-1 (VDE V 0185 Teil 100): 1996-08
    Blitzschutz baulicher Anlagen
    Teil 1: Allgemeine Grundsätze

  • W. Trommer/E.-A. Hampe
    Blitzschutzanlagen, Planen, Bauen, Prüfen
    2. Auflage 1997
    Hüthig Verlag, Heidelberg

Dieser Fachbeitrag wurde für das Internet aufgearbeitet von:
AixThor Ingenieurgesellschaft mbH
 
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